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Über den Zusammenhang von Selbstwert und Achtsamkeit:

Sarah Desai im Buch&Co. Interview zu „Du bist mehr als genug“ 

 

Die längste und wichtigste Beziehung unseres Lebens führen wir mit uns selbst. Doch statt uns mit der eigenen Person auseinanderzusetzen, streben wir häufig nach der Liebe und Anerkennung anderer.

Im Interview zu ihrem neuen Buch „Du bist mehr als genug“ haben wir mit Coachin und Podcasterin Sarah Desai darüber gesprochen, wie wir zu einem achtsamen Umgang mit uns selbst finden. Und warum dieser grundlegend ist, um das Selbstvertrauen zu stärken. 

 

Können Sie uns genau erzählen, worum geht es in Ihrem neuen Buch? 

In meinem Buch behandelt das Thema Selbstwert. Wir alle haben ja einen Selbstwert, aber die Frage ist: Wie schätzen wir diesen ein? Es ist kein Buch, in dem es um Selbstoptimierung geht. Das heißt nicht, dass ich denke, dass wir Menschen uns generell nicht weiterentwickeln sollen. Wichtig ist jedoch zunächst einmal, dass wir anerkennen und schätzen, was wir schon alles sind. Das ist der erste Schritt, um überhaupt an sich arbeiten zu können. Denn oft sind wir viel zu sehr darauf fokussiert gegen unsere Schwächen zu arbeiten, anstatt mit unseren Stärken.  

 

 

Warum fällt es uns eigentlich häufig so schwer, wertschätzend und achtsam mit uns selbst umzugehen? 

Wir alle wünschen uns Zugehörigkeit. Nicht im banalen Sinne von „jeder muss mich mögen“ – Zughörigkeit ist essenziell für uns. Ein Baby beispielsweise kann allein nicht überleben. Auch im Erwachsenenalter sind wir, zumindest zum Teil, auf die Gemeinschaft angewiesen. Schon früh in unserem Leben lernen wir, was wir tun müssen, um dazuzugehören. Und was wir tunlichst vermeiden sollten, wenn wir nach Anerkennung streben. Über die Jahre bilden wir eine Persönlichkeit, die sehr nach außen gerichtet ist. Wir sehen uns ständig durch die Augen der Gesellschaft und deren Parameter. Im Prinzip sind wir in einem ständigen Überlebensmodus, in dem die Frage „Bin ich gut genug?“ konstant eine Rolle spielt. Dahinter steckt der Wunsch, uns der Beziehungen zu unseren Mitmenschen sicher sein zu können. Das führt dazu, dass wir so streng mit uns selbst sind.  

 

 

Ist das Gefühl, nicht (gut) genug zu sein, Ihrer Meinung nach, im Zeitalter von Social Media besonders verbreitet? 

Wir tendieren ja dazu, uns mit Personen unseres Umfelds zu vergleichen. Social Media ist ein weiterer Ort, an den wir uns mit anderen messen. Die Problematik besteht darin, dass wir auf Social Media meist nur die Sternstundenmomente anderer zu sehen bekommen. Und so vergleichen wir unsere vermeintlichen Schwächen mit den Stärken anderer. Das macht natürlich etwas mit uns. 

 

 

Wie können wir an unserem Selbstwert arbeiten? 

Um den Selbstwert zu erhöhen, empfehle ich als erstes einmal, darauf zu achten, wie liebevoll wir mit uns selbst umgehen. Wie oft sprechen wir in kritischem Ton mit uns? Wie oft gehen wir über eigene Grenzen, obwohl wir eigentlich eine Pause bräuchten? Denn häufig behandeln wir uns wenig wertschätzend, ohne es zu merken.  

Uns bewusst zu machen, in welchen Situation wir besser mit uns umgehen könnten, ist die Grundlage, um über Handlungsalternativen nachzudenken. Natürlich werden wir unser Verhalten dann nicht von heute auf morgen ändern können. Insbesondere jahrzehntealte Muster können wir nicht sofort aufbrechen. Auch da gilt es wieder, uns selbst nicht zu verurteilen, wenn es etwas dauert. Indem wir nicht gleich zum Tagesgeschäft übergehen, etablieren wir Stück für Stück eine andere Beziehung zu uns selbst. 

 

 

Welche weiteren Übungen für mehr Zufriedenheit empfehlen Sie

Im Geist immer mal wieder einen Schritt zurückzutreten und zu schauen, was in uns vorgeht, kann sehr hilfreich sein. Wir haben alle eineinhalb Sekunden neue Gedanken, den ganzen Tag über. Dazu haben wir haben Gefühle und impulsartige Reaktionen. In der Meditation können wir all diesen Anteilen für einen Moment Raum geben. Dafür müssen wir uns nicht mal auf ein Meditationskissen setzen. Sei es in der Bahn oder beim Anstehen an der Kasse – im Alltag ergeben sich viele Gelegenheiten, um kurz innezuhalten. Es hilft, unsere Gedanken und Gefühle mit etwas Abstand zu betrachten, sie anzunehmen, aber uns nicht mit ihnen zu identifizieren.   

Wenn wir gestresst sind, reicht oft auch schon eine Atemübung. Ein paar tiefe Atemzüge wirken wie ein natürliches Beruhigungsmittel. Dadurch geht die Plusfrequenz runter, wir werden auf physischer Ebene ruhiger. Aus diesem Zustand heraus können wir dann ganz anders mit Herausforderungen umgehen. 

 

 

Sie waren zeitweise in einer ganz anderen Branche, der Musikbranche, sehr erfolgreich tätig. 

Wie kamen sie zu der Entscheidung, ihre Karriere in eine andere Richtung auszurichten (und Life Coachin und Prozessbegleiterin der Trauma-Healing-Methode „Heile durch Erinnern“ zu werden)? 

Die Richtung ist gar nicht so anders, wie es auf den ersten Blick erscheint. Ich habe früher Künstler:innen dabei unterstützt, ihre Emotionen durch Kunst auszudrücken. Jetzt unterstütze ich Personen ebenfalls dabei, ihr Innerstes nach außen zu tragen. Es gibt den Spruch „Alles, was du brauchst, trägst du in bzw. bei dir“. Mit dieser Einstellung begegne ich allen Klient:innen. Ich helfe ihnen lediglich dabei, ihre eigenen Fähigkeiten sichtbar zu machen.  

 

 

Was sind ihre nächsten Projekte?   

Ich biete ja eine Ausbildung, die „Mindful Masters Academy“ an. Dort vermittle ich Tools aus dem Bereich der Mindfulness mit denen ich arbeite und es gibt einen Coaching Teil. Der Lehrgang macht mir unglaublich viel Freude. Auch weil ich denke, dass es gar nicht genug Menschen geben kann, die sich damit auskennen. Und weil es mir persönlich selbst so viel gebracht hat. Das steht jetzt der dritte Ausbildungspart an. Daneben arbeite ich an meinem Podcast „The Mindful Sessions“ weiter und habe gerade ein Kartenset herausgebracht, dass dabei hilft, Achtsamkeit im Alltag zu etablieren. Es gibt Impulse, die einen durch die Woche tragen. Immer wieder Zugang zu mir selbst/ den Blick nach innen richten können.  

 

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